Kirschlorbeerhecken begegnen dir überall: in Vorgärten, an Grundstücksgrenzen, in Wohnsiedlungen. Sie wachsen schnell, sehen das ganze Jahr über grün aus und gelten als pflegeleicht. Doch hinter dem glänzenden Laub steckt mehr, als auf den ersten Blick sichtbar ist. In den letzten Jahren geraten diese Pflanzen zunehmend in die Kritik – nicht nur bei Naturschützern. Es lohnt sich, genauer hinzusehen. Wir klären heute: Wo ist Kirschlorbeer verboten? Und warum?
Kirschlorbeer als invasive Art
Wenn von „Kirschlorbeer“ die Rede ist, ist meist Prunus laurocerasus gemeint – eine Pflanzenart aus der Familie der Rosengewächse. Ursprünglich stammt sie aus dem südöstlichen Europa und Kleinasien. In heimischen Gärten ist sie seit Jahrzehnten beliebt. Das Problem: Diese Pflanze kann mehr, als nur eine dichte Hecke bilden.
„Invasiv“ beschreibt Arten, die sich außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets stark ausbreiten und dabei heimische Ökosysteme stören. Kirschlorbeer hat genau diese Eigenschaft – vor allem, wenn er unkontrolliert verwildert.

Folgende Punkte zeigen, warum der Kirschlorbeer als invasiv gilt:
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Schnelle Ausbreitung: Er bildet dichte Bestände durch Samen und Wurzelausläufer, besonders in Wäldern und an Waldrändern.
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Verdrängung heimischer Pflanzen: Durch seine Dominanz beschattet er kleinere Arten vollständig, was deren Wachstum verhindert.
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Kaum Futter für Tiere: Die glänzenden Blätter enthalten Giftstoffe, die für viele Insekten, Schnecken und Säugetiere ungenießbar sind.
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Langlebigkeit und Robustheit: Einmal etabliert, ist der Strauch schwer wieder loszuwerden – selbst Rückschnitt und Rodung helfen oft nur begrenzt.
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Samenverbreitung durch Vögel: Die schwarzen Beeren werden gefressen, die Samen über weite Strecken verteilt.
Besonders in naturnahen oder geschützten Gebieten kann diese Pflanze zum echten Problem werden. Dort reicht oft schon ein entkommener Strauch, um sich langfristig festzusetzen.
Hintergrundinformationen: Unterschied Kirschlorbeer und echter Lorbeer
Probleme mit invasiven Pflanzen: Heimische Artenvielfalt wird eingeschränkt
Pflanzen wie der Kirschlorbeer verändern das Gleichgewicht in der Natur. Was im Garten noch ordentlich aussieht, kann wenige Meter weiter am Waldrand eine ungewollte Kettenreaktion auslösen. Wenn eine invasive Pflanze sich ausbreitet, geht das fast immer auf Kosten der Vielfalt, die hier eigentlich wachsen sollte.
Heimische Kräuter, Stauden und Gehölze sind an Klima, Boden und Tierwelt angepasst. Sie bieten Futter, Nistplätze und Schutz – für Insekten, Vögel, Amphibien und viele andere. Sobald eine dominante Art wie der Kirschlorbeer sich breitmacht, verlieren viele dieser Tiere ihre Lebensgrundlage. Besonders betroffen sind Arten, die auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind. Wenn diese verschwinden, verschwindet oft auch das Tier.
Dazu kommt: Der Boden unter Kirschlorbeer bleibt meist kahl. Seine dichte Belaubung lässt kaum Licht durch, Laub zersetzt sich nur langsam, und es entsteht ein nährstoffarmer Untergrund. Junge Bäume und andere Sträucher haben dort kaum eine Chance.
Diese Prozesse sind nicht auf Gärten beschränkt. Sobald der Kirschlorbeer in Parks, Wäldern oder an Böschungen Fuß fasst, verändert er ganze Lebensräume. Das mag schleichend passieren – doch der Schaden summiert sich über Jahre. Was einmal weg ist, kommt selten von allein zurück.
Ist Kirschlorbeer in Deutschland verboten?
In Deutschland ist der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) derzeit nicht grundsätzlich verboten. Du darfst ihn also legal kaufen, pflanzen und schneiden – zumindest nach geltendem Bundesrecht. Trotzdem heißt das nicht, dass es überall sinnvoll oder unproblematisch ist, ihn zu verwenden.
Einige Städte und Gemeinden raten öffentlich vom Einsatz ab. In naturnahen Gärten, auf öffentlichen Flächen oder in der Nähe von Schutzgebieten ist die Pflanze zunehmend unerwünscht. In manchen Fällen gibt es sogar lokale Satzungen oder Vorgaben, die die Verwendung von nicht-heimischen Gehölzen einschränken – besonders bei Neupflanzungen oder bei der Gestaltung von Ausgleichsflächen. Beachten solltest du auch: Viele Kleingartenanlagen / Schrebergärten verbieten die Neupflanzung von Kirschlorbeer inzwischen.
Auch viele Umweltämter und Landesforsten warnen ausdrücklich vor dem Auspflanzen, vor allem in Gebieten, wo sich der Kirschlorbeer bereits unkontrolliert ausgebreitet hat. Das betrifft unter anderem Regionen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Dort wird zunehmend versucht, die Pflanze aus Wäldern und Naturräumen wieder zu entfernen – mit großem Aufwand.
Solange es kein bundesweites Verbot gibt, liegt die Entscheidung bei dir. Aber auch ohne Gesetzestext kann es sinnvoll sein, Verantwortung zu übernehmen – vor allem dann, wenn du naturnahe Flächen bewirtschaftest oder gestaltest.
Verbot von Kirschlorbeer in der Schweiz
In der Schweiz ist der Umgang mit invasiven Arten klarer geregelt als in Deutschland. Der Kirschlorbeer steht dort bereits in mehreren Kantonen unter Beobachtung – teils mit Einschränkungen, teils ist der Kirschlorbeer bereits komplett verboten.
Im Kanton Genf ist Prunus laurocerasus beispielsweise auf der Liste der verbotenen Pflanzenarten. Dort darf er weder verkauft noch neu gepflanzt werden. Auch in anderen Regionen, etwa im Tessin oder in Teilen der Romandie, wird der Strauch kritisch betrachtet. Die Behörden stufen ihn als problematisch ein, weil er sich in Wäldern und naturnahen Flächen stark ausbreiten kann.
Die Schweiz verfolgt in vielen Bereichen eine vorsorgende Haltung gegenüber nicht-heimischen Pflanzen. Ziel ist es, Schäden an der biologischen Vielfalt gar nicht erst entstehen zu lassen. Deshalb wird der Kirschlorbeer dort nicht nur kritisch beurteilt, sondern aktiv aus sensiblen Lebensräumen entfernt. Teilweise werden Gartenbesitzer sogar aufgefordert, bestehende Pflanzen durch unbedenklichere Arten zu ersetzen.
Diese striktere Linie zeigt, wohin die Reise auch anderswo gehen könnte. Was heute noch erlaubt ist, kann morgen schon als schädlich gelten – vor allem dann, wenn sich die Auswirkungen auf Natur und Landschaft weiter zuspitzen.
Warum du Kirschlorbeerhecken nicht mehr pflanzen solltest und welche Alternativen es gibt
Kirschlorbeer mag praktisch erscheinen. Er wächst schnell, ist immergrün, schnittverträglich und sorgt für Sichtschutz. Genau das macht ihn so beliebt – aber auch problematisch. Wer genauer hinschaut, merkt schnell: Diese Pflanze passt nicht gut in ein ökologisch durchdachtes Umfeld.
Sie bietet kaum Lebensraum, wird von Insekten weitgehend gemieden und kann durch ihre Dominanz andere Pflanzen verdrängen. Zudem ist sie giftig – für Haustiere, Kinder und Wildtiere. Sobald sich die Pflanze unkontrolliert ausbreitet, wird aus einem Gartenproblem ein Flächenproblem.
Wenn du also eine Hecke anlegen möchtest, die sowohl schön aussieht als auch einen Beitrag zur Natur leistet, gibt es bessere Lösungen. Einige wachsen vielleicht etwas langsamer oder verlieren im Winter ihre Blätter, bieten aber deutlich mehr für die Tierwelt – und letztlich auch für dich.
Hier findest du Alternativen, die du in Betracht ziehen kannst:
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Hainbuche (Carpinus betulus)
Vorteile: heimisch, robust, schnittfest, strukturgebend
Nachteil: nicht immergrün -
Feldahorn (Acer campestre)
Vorteile: gut für Insekten, trockenheitsverträglich, dicht wachsend
Nachteil: benötigt regelmäßigen Schnitt für Heckenform -
Rotbuche (Fagus sylvatica)
Vorteile: heimisch, winterlich belaubt (laubt vertrocknet, bleibt aber lange haften), formbar
Nachteil: braucht humosen Boden und etwas Geduld -
Liguster (Ligustrum vulgare)
Vorteile: halbimmergrün, insektenfreundlich, schnittverträglich
Nachteil: Beeren leicht giftig, Standortansprüche höher -
Schlehe (Prunus spinosa)
Vorteile: blüht früh, wertvoll für Wildbienen und Vögel, einheimisch
Nachteil: wächst stark, mit Dornen -
Heckenrosen (z. B. Rosa canina)
Vorteile: hübsche Blüten, Hagebutten für Tiere, insektenfreundlich
Nachteil: nicht blickdicht im Winter -
Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Vorteile: trockenheitsresistent, nützlich für Vögel und Insekten
Nachteil: braucht viel Sonne, oft dornig
Keine dieser Pflanzen erfüllt alle Anforderungen perfekt. Aber jede bringt etwas mit, was dem Kirschlorbeer fehlt: einen Mehrwert für die Natur um dich herum. Wer möchte, der kann auch lockere Hecken mit Wildobst pflanzen, das nicht nur Nahrung für Vögel und Insekten, sondern auch für dich selber bietet. Ein Beispiel ist die einheimische Felsenbirne. Wer bereit ist, nicht nur an den Sichtschutz zu denken, sondern auch an das Leben dahinter, trifft mit diesen Arten die bessere Wahl.
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Fazit: Die Pflanzung von Kirschlorbeer sollte wohlüberlegt sein
Kirschlorbeer wirkt auf den ersten Blick harmlos, vielleicht sogar ideal für den Garten. Doch wer sich mit seinen Eigenschaften und Auswirkungen beschäftigt, merkt schnell: Diese Pflanze passt nicht mehr in eine Zeit, in der naturnahe Flächen knapper und wertvoller werden. Du hast die Wahl, mit jeder neuen Pflanzung etwas zu fördern – oder etwas zu verdrängen. Es lohnt sich, auf Arten zu setzen, die mehr sind als bloßer Sichtschutz.